So war es gestern
Fest der Toleranz mit Marianne Sägebrecht, No Land´s Song, Taiwan Empfang und Landraub
Viele schöne Bilder finden Sie in der >>>Galerie<<<
Auch am Dienstag waren die Kino-Säle trotz hochsommerlichen Temperaturen wieder vollbesetzt und die Zuschauer begeistert von den Filmen und anschließenden Gesprächen. Besonders NO LAND`S SONG eine Doku aus dem Iran hatte es dem Publikum angetan. Im Iran dürfen seit der Revolution von 1979 Frauen nicht mehr in der Öffentlichkeit - wenigstens nicht vor Männern - singen. Sara, eine Komponistin und Sängerin in Teheran, will aber ein Konzert mit Frauen als Solo-Sängerinnen auf die Bühne bringen. Der iranische Regisseur Ajat Nayafi begleitete Sara bei ihren Proben und ihrem Auftritt. Der Filmemacher aus Berlin musste heimlich drehen, wie er beim anschließenden Filmgespräch erzählte: „Eine öffentliche Erlaubnis hätte ich nicht bekommen.“ Der Film wird daher auch nicht in einem iranischen Kino zu sehen sein. „Aber sobald der Film im Internet ist, können ihn sich die Menschen auch in Teheran anschauen.“
Beim Taiwan-Empfang mit Frühlingsrollen und Sekt tauschten sich die Gäste aus. Darunter Tim Weidner stellvertretender Landrat, Taiwan-Generalkonsul Chang und Festivalleiter Matthias Helwig. Seit 1981 sind der Landkreis Starnberg und Neu Taipeh Partnerbezirke. "Eine Erfolgsgeschichte", wie Weidner betonte. Der Münchner Taiwan-Generalkonsul Chang bedankte sich für die Partnerschaft und stellte die beiden diesjährigen Filme vor: MEETING DR. SUN, eine Teenager-Komödie, und THE BOAR KING von der Suche nach neuem Lebensmut in einem, durch einen Taifun gänzlich zerstörten Tal.
Um Mut geht es auch beim Film DER KREIS von Stefan Haupt. Marianne Sägebrecht, die im Film die Rolle der Mutter spielt, unterstützte das „Fest der Toleranz“ mit einer Lesung vor und nach der Filmvorführung. Auch der Produzent Ivan Madeo, einer der Hauptdarsteller Matthias Hungerbühler sowie die beiden Hauptprotagonisten der Doku-Fiction Ernst Ostertag und Röbi Rapp waren zu Gast in Starnberg. Dazu gab es ein sehr schönes Konzert der Musikgruppe Trio Mundo, mit südamerikanischen Klängen.
Ein sehr wichtiger Film lief in Hersching: LANDRAUB von Kurt Langbein. Der Film beschreibt eindringlich wie statt Bauern inzwischen Konzerne über die weltweiten Agrarflächen bestimmen. Jedes Jahr gehen etwa 12 Millionen Hektar Ackerfläche durch Versiegelung verloren. Besonders erschreckend der Palmölanbau, der weltweit große Flächen zerstört und sich alle zehn Jahre verdoppelt. Kurt Langbein und Marlies Olberz (FIAN München) betonten im Gespräch, dass nur die bäuerliche Landwirtschaft in der Lage ist, die weltweite Bevölkerung zu ernähren. Olberz gab auch ganz konkrete Tipps, wie jeder einzelne etwas gegen den Landraub machen kann: "Regional und saisonal einkaufen, weniger Fleisch essen, Palmöl vermeiden und prüfen, ob man einen Pensionfond oder eine Lebensversicherung abgeschlossen hat, die in Palmöl investiert."
Ein weiteres Highlight des gestrigen Festivaltags war das Biopic LUIS TRENKER - DER SCHMALE GRAT DER WAHRHEIT im Augustinum Dießen. Gleich zwei prominente Gäste waren zu einem Filmgespräch anwesend: Hauptdarstellerin Brigitte Hobmeier und Drehbuchautor Peter Probst. Der Film wurde in der Sektion Fokus Drehbuch gezeigt: In Rückblenden wird die Geschichte zweier Opportunisten erzählt, die sich, besessen vom Willen nach künstlerischem Erfolg, instrumentalisieren ließen. Fazit - Absolut sehenswert!