So war es gestern
Traumhafte Dampferfahrt, Goldenes Glühwürmchen für Animations-Kurzfilm "AlieNation" und Short Plus Award für "Feuerkind"
Traumhaft war sie: die Dampferfahrt des 9. Fünf Seen Filmfestivals auf dem Starnberger See. Ein strahlender Sommerhimmel, mit an Bord viele Regisseure, Drehbuchautoren und ein begeistertes Publikum. Nachdem die rund 400 Gäste genügend Zeit zum Flanieren an Deck und zum Austausch hatten, gab es in diesem Jahr ein unterhaltsames Filmgespräch zum Film COCONUT HERO. Eine Coming-Of-Age Geschichte, die in Kanada gedreht wurde. Moderatorin Daniela Arnu, die nicht mehr von der Dampferfahrt wegzudenken ist, interviewte die Macher des Films: Drehbuchautorin Elena von Saucken und ihren Mann-Regisseur Florian Cossen. Dabei ging es u.a. um das gemeinsame Arbeiten als Paar, das die beiden genießen.
Im Anschluss watschelte Charlie Chaplin über die Open-Air Leinwand. "The Tramp", die Ikone des Stummfilms, hatte 1915 seinen ersten Auftritt. Auch 100 Jahre später faszinierend und komisch. Viel zu lachen hatten die Zuschauer auch beim Kurzfilm "Krippenwahn" von Satu Siegemund. Kaum hat Helena ihre Schwangerschaft bekannt gegeben, hat ihr Chef Kappel sie auch schon abgeschrieben. Doch Helena gibt alles, um ihren befristeten Job zu behalten. Und so beginnt die irrwitzige Jagd nach einem Krippenplatz.
„Schwarze Schafe“ von Magdalena Kugler dagegen, ist ein ernster beklemmender Kurzfilm über sexuellen Missbrauch. Eine junge Frau besucht eine Familienfeier. Hinter dem Idyll lauert etwas Unausgesprochenes, über das alle schweigen und doch jeder etwas zu wissen scheint.
Die Auszeichnung des besten Kurzfilms „Goldene Glühwürmchen“ ging an "Alienation" von Laura Lehmus, die nicht dabei sein konnte und eine nette Video-Botschaft an ihr Publikum schickte. Der Animations-Kurzfilm über die Pubertät, basiert auf sehr persönlichen Interviews mit Teenagern, die zum Lachen bringen.
Während der Dampfer seine Tour um den Starnberger See langsam in nächtlicher Schwärze fortsetzte, gaben Daniela Arnu und Festivalleiter Matthias Helwig die Siegerin des Short Plus Wettbewerbs bekannt: Julia Neuhaus gewann zum zweiten Mal einen Preis am FSFF, einen Hotelgutschein und 500 Euro, den die beiden Sponsoren (Schlosshotel Oberambach,Gemeinde Wessling) persönlich übereichten. „Feuerkind“ heißt der Film der engagierten Filmemacherin. Darin geht es um Sharif, der als kleiner Junge seine Familie im ugandischen Bürgerkrieg verliert. Jahre später trifft er in einem Asylbewerberheim auf Jacky und muss sich den Dämonen der Vergangenheit stellen. Der sehr sehenswerte Film wird noch einmal diesen Sonntag, 9. August um 20:00 Uhr im Kino Starnberg gezeigt. Die Regisseurin hielt eine sehr berührende Rede, in der sie aus Michael Endes „Momo“ zitierte und ihre Dankbarkeit gegenüber dem FSFF-Publikums ausdrückte. „Hier wird zugehört und es werden Fragen voller Menschlichkeit gestellt“.
Ein weiteres Highlight am Mittwoch war der Film ZEICHNEN GEGEN DAS VERGESSEN, der unglaublich nahe geht. Durch die Augen des Künstlers Manfred Bockelmann begibt sich der Film auf eine Reise zu Archiven in die USA und in das Konzentrationslager Auschwitz. Die Zuschauer begegnen Kindern von damals sowie Holocaust-Überlebende. Regisseurin Bärbel Jacks hat das Thema sehr künstlerisch umgesetzt. (Gold Award Winner, New York Festivals). Heute um 19:00 Uhr läuft die Dokumentation noch einmal in Anwesenheit der Regisseurin und Manfred Bockelmann im Kino Breitwand Schloss Seefeld.