Ein Opern-Pasticcio zwischen Puccini, Händel und Christian Steiffen. Girl meets Boy: Nele stammt aus Estland und schlägt sich in München tagsüber als Callcenter-Telefonistin und abends als Garderobiere durch. Nele trifft den Straßentänzer und Trickdieb Kolya. Während er sie umschwärmt, wird sie von seiner älteren Komplizin Lilo bestohlen – sie klaut Neles Geldbeutel. Trotz der unfreundlichen Begegnung ist es um Nele und Kolya geschehen. Sie erleben eine Liebe, wie es sie fast nur im Film und in der Oper gibt. Und so wird Nele zu Orphea, in Anspielung an den altgriechischen Orpheus-Mythos, bei dem hier die Geschlechterrollen vertauscht sind. Kolya ist in dieser bildgewaltigen Film-Oper quasi „Eurydikos”.
Zusammen tanzen und singen sie durch dieses verspielte und selbstironische Musical, das bewusst unperfekt und ohne Scheu vor maßloser Übertreibung und schriller Komik daherkommt.
So gelingt dem Film, woran viele modernistische Opern-Inszenierungen scheitern: Er gewinnt dem lose verwobenen Mythenstoff eine glaubhafte aktuelle Bedeutung ab. Durch die traumwandlerische Durchmischung des Alltags mit Fantasie und durch die stilisierende Erhöhung werden die großen, oft besungenen Gefühle auf einmal wieder glaubhaft – ebenso wie das leise, berührende Thema der Traumabewältigung. Und durch eine kleine Abweichung von der Vorlage gerät der Schluss zu einer Parabel darüber, was wirklich wichtig ist im Leben.