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Der Komantsche

Der Komantsche

Land:
Jahr: 2011
Regie: Herbert Achternbusch
Kamera:
Drehbuch:
Darsteller: Herbert Achternbusch, Annamirl Achternbusch, Jofef Bierbichler, Heinz Braun,
Länge: 84 min.

"Als ich noch träumte, hatte ich eine Idee, wie ich mit Menschen leben könnte. Aber jetzt, da ich wach bin und S.190 die Menschen sehe, habe ich keine Idee mehr."
Der Komantsche, Titelfigur von Achternbuschs letztem Film, sagt das im Münchner Olympia-Stadion unter dem begeisterten Gebrüll der Zuschauermassen über ein Tor;
Achternbusch-Filme lassen sich wie Allegorien lesen, sind zugleich Privatmythologie und Denkbilder von allgemeiner Bedeutung. Der Komantsche: ein Inbegriff des Außenseiters, der von der Menschheit so viel erhofft, daß er die Menschen um sich gar nicht wahrnehmen will; einer, den das Leben angeschossen hat, weigert sich, infantil und zugleich mit gutem Grund Unrat witternd, zur Realität zu erwachen. Seine Träume zapft man ihm elektronisch aus dem Hirn und vermarktet sie zu Fernsehfilmen -- ein Gleichnis für das Weltverhältnis des Dichters.
Was den Komantschen veranlassen könnte, sein selbstgewähltes Koma zu verlassen und die Augen zu öffnen, wäre Sex, vornehmer: Liebe, allgemeiner: die Erwartung, menschlich mit Menschen leben zu können.
"Ein Mensch, der nicht trinkt, wird wahnsinnig", das ist das Resümee einer Sterbeszene am Anfang des Films --Saufen als der falsche, aber notgedrungene Ausweg aus der Hölle.
"Ein Mensch, der nicht liebt, wird wahnsinnig", das ist die edlere Einsicht des Komantschen kurz vor seinem Entschluß, aufzuwachen, vorgebracht so klarsichtig und schwerzüngig, wie man nach der fünften Maß Bier spricht. Aber wer an solchen Träumen von einer liebend verbundenen Menschheit festhält, heißt wie der Komantsche im Film mit Recht "Coyotendreck".
Seid umschlungen, Millionen. Bei solchen Maximen kann man nur im gröhlenden Fußballstadion aufwachen, wo einem solche Ideen vergehen. Unserer Beschädigung, unseren Sehnsüchten, unseren Sprüngen zwischen Wirklichkeit und Träumen Ausdruck gebend, können Achternbuschs Filme nur in Bildern und in Sprache närrisch, sprunghaft und verquer sein, grotesk und ungeglättet.
(Jörg Drews - Spiegel 7/1980)






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